Wieso ein Awareness-Konzept (alleine) nicht funktioniert [GERMAN]

This post is written in German, because I am not sure if I can express myself well enough in English.

Triggerwarning: This text is about discrimination and transphobia.
Triggerwarnung: In diesem Text geht es um Diskriminierung und Transfeindlichkeit.

Auf vielen Veranstaltungen, die heutzutage stattfinden, gibt es ein Awareness-Konzept. Dieses soll dafür sorgen, dass sich alle Teilnehmenden sicher fühlen können und sich nicht diskriminiert fühlen müssen. Das Problem ist jedoch, dass diese Konzepte oft nicht ausreichen, um Diskriminierung zu verhindern oder die Konzepte nicht eingehalten werden.

Was ist ein Awareness-Konzept?

Awareness kommt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie Bewusstsein oder Wahrnehmung. Dies Bezieht sich auf das Bewusstsein für Diskriminierung und die Wahrnehmung von Diskriminierung. In Awareness-Konzepten wird beschrieben, was unter Diskriminierung verstanden wird und wie damit umgegangen werden soll. Es werden Regeln aufgestellt und beschrieben, wie diese durchgesetzt werden sollen. Dafür werden häufig Awareness-Teams gebildet, die sich um die Durchsetzung der Regeln kümmern sollen.

Häufig lassen sich die Regeln mit: “Respektiert einander” zusammenfassen. Respekt ist je nach Kontext der Veranstaltung häufig in den Dimensionen: Konsens, verhalten gegenüber BiPoC, FLINTA+ und GSRM* und Sprache verstanden.

Wieso funktioniert ein Awareness-Konzept alleine nicht?

Wenn eine Veranstaltung ein Awareness-Konzept hat, ist das ein guter Anfang. Es ist jedoch nicht ausreichend, um Diskriminierung zu verhindern. Wichtig ist, dass allen beteiligten die Regeln bekannt sind und diese auch eingehalten werden. Hierfür müssen alle Beteiligten das Konzept kennen, verstehen und bereit sein sich daran zu halten. Hieran scheitert es häufig.

Unwissenheit

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie diskriminierendes Verhalten zeigen. Sie wissen nicht, dass sie mit ihrem Verhalten andere verletzen. Wenn zum Beispiel eine trans Person mit dem falschen Pronomen angesprochen wird, ist das für die Person sehr verletzend. Für die Person, die das falsche Pronomen verwendet, ist das häufig nicht bewusst. Hier muss keine Böse Absicht vorliegen. Hier ist es wichtig, dass alle Mitarbeitenden entsprechend geschult werden.

Keine Bereitschaft

Manche Menschen sind auch teilweise nicht bereit, sich an die Regeln zu halten, wenn die Regeln nicht mit ihrer eigenen Weltanschauung kompatibel sind. Wenn eine trans Frau auf die Frauentoilette möchte und die Reinigungskraft sie nicht reinlassen möchte, weil sie sie nicht als Frau wahrnimmt, ist das diskriminierend. Die Reinigungskraft ist jedoch nicht bereit, die Regeln des Awareness-Konzepts einzuhalten, weil sie transfeindlich ist. Hier ist es wichtig, dass die Regeln des Awareness-Konzepts von allen Mitarbeitenden eingehalten werden und von den Veranstalten, bestenfalls im Vorfeld, geprüft wird, ob die Mitarbeitenden bereit sind, sich an die Regeln zu halten.

Keine Durchsetzung

Manche Menschen sind auch nicht bereit, die Regeln durchzusetzen. Wenn eine Person auf einer Veranstaltung diskriminierendes Verhalten zeigt, ist es wichtig, dass die Regeln des Awareness-Konzepts durchgesetzt werden. Wenn eine Person auf einer Veranstaltung diskriminierendes Verhalten zeigt und die Person, die das Awareness-Team informiert, nicht bereit ist, die Regeln durchzusetzen, ist das für die Person, die diskriminiert wird, sehr verletzend. Besonders das Awareness-Team muss bereit sein, die Regeln durchzusetzen. Wenn das Awareness-Team nicht bereit ist, die Regeln durchzusetzen, ist das Awareness-Konzept nicht viel wert.

Was kann man tun, damit ein Awareness-Konzept funktioniert?

Damit ein Awareness-Konzept funktioniert, ist es wichtig, dass alle Mitarbeitenden entsprechend geschult werden. Es ist wichtig, dass alle Mitarbeitenden die Regeln kennen und bereit sind, sich an die Regeln zu halten. und es ist wichtig, dass alle Mitarbeitenden bereit sind, die Regeln durchzusetzen.

Das Awareness Konzept sollte allen Teilnehmern möglichst zugänglich gemacht werden, das bedeutet auch, dass es in leichter Sprache verfügbar sein sollte. Ebenfalls sollten die wichtigsten Regeln in leichter Sprache auf der Veranstaltung ausgehängt werden und auf den kommunikationskanälen der Veranstaltung veröffentlicht werden.

Auch kann es helfen, dass Regeln und Verhaltensweisen, die in manchen Bereichen wichtig sind, durch Plakate oder ähnliches nochmal wiederholt werden (z.B. Aussehen deutet nicht auf die Geschlechtsidentität hin, sollte an den Toiletten erinnert werden).

Ebenfalls ist es wichtig, dass die Hürde sich Hilfe zu holen sowohl während der Veranstaltung als auch im Nachhinein möglichst gering ist. Dies sollte beinhalten, dass ein Awareness-Team eingerichtet wird und dieses auch während der Veranstaltung erreichbar ist. Ebenfalls sollte es möglich sein, sich im Nachhinein an das Awareness-Team zu wenden, da in vielen Fällen die Betroffenen nicht in der Lage sind, sich während der Veranstaltung an das Awareness-Team zu wenden.

Warum schreibe ich das?

Auf der letzten Veranstaltung auf der ich war, wurde ein Awareness-Konzept erarbeitet. Dies sah vor, dass Diskriminierung nicht toleriert wird und dass ein Awareness-Team eingerichtet wird. Positiv empfand ich, dass das Awareness Team sehr präsent war. Auch wurde ein für mich sehr wichtige Aussage im Awareness-Konzept getroffen:

“Das Aussehen einer Person sagt nichts über ihre Geschlechtsidentität aus. Viele Menschen haben täglich damit zu kämpfen, dem falschen Geschlecht zugeordnet zu werden. Dies ist eine große psychische Belastung. Solltet ihr das Gefühl haben, jemand sei auf der “falschen” Toilette, geht bitte respektvoll mit der Situation um und lasst die Personen selbst diese Entscheidung treffen.”

Aus dem Awareness-Konzept des AStA Uni Paderborn

Leider wurde ich bei einem Toiletten Besuch von dem Toilettenpersonal aufgefordert, die Toilette zu verlassen, da ich nicht als Frau wahrgenommen wurde. Ich habe mich daraufhin sehr unwohl gefühlt und die Veranstaltung verlassen. Ich war von der Organisation enttäuscht, da die Veranstaltung unter anderem als safe space für LGBTIQA+ beworben wurde. Dies und mein Erlebnis passen nicht zusammen. Im Nachhinein stelle ich mir nun die Frage, ob das Awareness-Konzept nicht ausreichend kommuniziert wurde oder ob die Mitarbeitenden nicht bereit waren, sich an die Regeln zu halten.

Für mich stellt sich nun die Frage ob ich zukünftig Veranstaltungen des AStA Uni Paderborn besuchen möchte, da ich nicht weiß, ob ich mich dort sicher fühlen kann. Das ist sehr schade, da ich die Veranstaltungen des AStA Uni Paderborn sehr gerne besucht habe und in der Vergangenheit auch das Gefühl hatte, dass ich dort sicher bin.